Leistungssport in Coronazeiten - die Zehntklässlerin Clarissa Metzler gibt Einblick in ihren Alltag
1.) Wie bist du zum Turnen gekommen?
Ich stand schon als Kleinkind in der Turnhalle, da meine Mama damals im TSV Reute als Trainerin tätig war. Da meine großen Schwestern auch geturnt haben, habe ich immer versucht, ihnen alles nachzumachen und so kam ich zum Turnsport. Nach ein paar Jahren wechselte meine Schwester Viktoria den Verein zum TV Weingarten, weshalb ich dann ebenfalls dort viele Jahre bei meiner Mama (sie war dort Kunstturntrainerin) turnte. Mit neun Jahren wurde ich bei einem Landeswettkampf von führenden STB Trainern gesichtet und ich bekam das Angebot in ein Leistungszentrum zu wechseln. Im zweiten Halbjahr der 4. Klasse wagte ich dann den Sprung in das Leistungszentrum Ulm. Bereits ein paar Monate später bedeutete das für mich, in der fünften Klasse nach Ulm in das Anna-Essinger-Gymnasium zu gehen, da diese Schule direkt neben dem Leistungszentrum in Ulm ist und für mich die Möglichkeit bot, mehrmals auch vormittags Trainingseinheiten zu absolvieren. Mit 11 Jahren war ich allerdings schon spät dran, um mit dem Spitzensport zu beginnen. Ich musste sehr viel nachholen, was für mich nicht leicht war und zusätzlich noch jeden Tag zweimal 70 km zurücklegen. Aber da es schon immer mein Traum war, höhere Schwierigkeiten turnen zu können, war das meine Chance. So kam ich also zum Leistungssport.
2.) Wie sieht eine normale Trainingswoche für dich aus?
Ich habe unter der Woche 6mal 3.5h Training. Seit diesem Schuljahr gehe ich hier zur Schule und anschließend fahre ich direkt mit dem Zug nach Ulm und trainiere dort bis teilweise spät abends. Wenn ich Nachmittagschule habe, fahre ich mit meiner Mutter mit dem Auto nach Ulm, da mein Zug momentan nur stündlich fährt. Wegen der weiten Strecke, die ich jeden Tag zurücklegen muss, komme ich meistens spät nach Hause und muss dann noch meine Hausaufgaben erledigen oder für die Klassenarbeiten lernen. In den Ferien findet ebenfalls Training statt, im Sommer verbringe ich dann teilweise fast den ganzen Tag in der Halle. Zurzeit sind die Trainingszeiten auf Grund von Corona etwas reduziert, dennoch hoffe ich bald wieder in vollem Umfang trainieren zu können
3.) Training, Wettkampf, Schule - Wie bekommst du das alles unter einem Hut?
Ich muss ehrlich sagen, dass das tägliche Training in Verbindung mit dem hohen Lernpensum für mich ständig eine große Herausforderung ist und es viel Kraft und Durchhaltevermögen benötigt. Ich versuche immer mein Bestes zu geben, mich durchzukämpfen und vor allem niemals aufzugeben. Ich turne gerade in der 2. Bundesliga Mannschaft des SSV Ulms. Unter dem Jahr finden 4-5 Bundesliga Wettkämpfe statt, bei denen man je nach aktueller Leistung an den Geräten eingesetzt wird, weshalb man das ganze Jahr über möglichst die Höchstleistung bringen sollte. Außerdem finden Qualifikationswettkämpfe für die Deutschen Meisterschaften statt und natürlich die Hauptattraktion die Deutschen-Meisterschaften. Wenn wir zu einem Wettkampf fahren, dann bedeutet das immer viele Stunden Fahrt, denn die Wettkämpfe sind in ganz Deutschland verteilt und das bedeutet immer einen großen Zeitaufwand von meist 2-3 Tagen pro Wettkampf. Da es am Vortag immer noch Podiumstraining am Wettkampfort gibt und nach dem eigentlichen Wettkampf, der oft bis in den Abend geht, ein nach Hause fahren erst am anderen Tag möglich ist.
4.) Was sind deine Ziele für das nächste Jahr bzw. für die nächsten Jahre?
Mein Ziel für dieses Jahr ist in der 2. Bundesliga an möglichst vielen Geräten hochwertige Übungen zeigen zu können, meinen Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, um in diesem oder nächsten Jahr für die 1. Bundesliga Mannschaft starten zu dürfen. Ein weiteres großes Ziel ist für mich die Qualifikationspunkte zur Deutschen-Meisterschaft zu erreichen, um dort einen fehlerfreien Wettkampf zu absolvieren. Insgesamt möchte ich den nächsten Jahren viel Wettkampferfahrung und Sicherheit in den einzelnen Übungen gewinnen. Hoffentlich kehrt dieses Jahr wieder ein wenig Normalität zurück und die Wettkämpfe können stattfinden. Insgesamt bin ich sehr glücklich, diese Leidenschaft für mich entdeckt zu haben, dieser täglich nachgehen zu können und sehr dankbar an alle, die mich tagtäglich unterstützen.
Zum Bericht in der Schwäbischen Zeitung.
Wir drücken Clarissa bei den nächsten Wettkämpfen die Daumen!