Compassion - Ein Sozialpraktikum der besonderen Art

Das Sozialpraktikum Compassion in Klasse 10 ermöglicht den Schülerinnen und Schülern neue Erfahrungen im außerschulischen Bereich. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten im Rahmen dieses Projekts zwei Wochen in einer sozialen Einrichtung. Dieses Angebot unterstützt sie bei der Entwicklung von Mitgefühl, sozialer Verantwortung, sowie eines verantwortungsvollen Umgangs mit den ethischen Herausforderungen unserer Zeit.

Die Geschichte des Compassionprojekts reicht einige Jahre in die Vergangenheit zurück. Anfang der 90er Jahre gab es in der bildungspolitischen Landschaft Überlegungen, wie man Abiturienten helfen könnte, ihren Berufsweg zu finden. Daraus entstand zunächst das Projekt BOGY (Berufs-und Studienorientierung am Gymnasium). Die katholischen Schulen waren aber der Meinung, dass es neben der Berufsorientierung noch einen weiteren Fokus für die Schülerinnen und Schüler geben sollte. In Anbetracht vieler sozialer Probleme in unserer Welt – seien es Krankheit, Arbeitslosigkeit, Behinderung, gebrochene Lebenswege – wollten die katholischen Schulen ein Projekt für die älteren Schüler anbieten, das die Fähigkeit zum „Mit-leiden“ und „Hin-schauen“ fördert. Die Ausarbeitung des Projekts startete im Erzbistum Freiburg und zog bald weitere Kreise. In Blönried engagierten sich einige Religionslehrer dafür, das Compassionprojekt am Studienkolleg zu etablieren, darunter der inzwischen an einer Krankheit verstorbene Konrad Brender. In den Zeiten von G9 führten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 11 das zweiwöchige Sozialpraktikum durch. Der Begriff „compassion“ stammt aus dem Englischen und kann mit dem Wort „mitleiden“ übersetzt werden. Mitleid ist eine christliche Tradition. Jesus sieht Krankheit und Gebrechlichkeit nicht als Folge von Sünde und reagiert mit Mitleid. Dies ist nicht nur als Mitleid im Sinne einer Gefühlsregung zu sehen, sondern in Jesus wird die göttliche Barmherzigkeit präsent. Man lässt die schlimme Situation an sich heran, man lässt sie an sein Herz heran. Viele Schülerinnen und Schüler haben über die Jahre hinweg ähnliche Erfahrungen in diesem Sozialprojekt gesammelt: Am Anfang sind die Hemmungen groß, aber dann entdeckt man die Würde des Menschen. Ziel des Projektes ist es also, in die Haltung Jesu hineinzukommen, vom Leid der Mitmenschen bewegt zu werden. Hilfe und Solidarität für die Schwachen in der Gesellschaft sollen durch „Compassion“ befördert werden.


Nähere Informationen zum Compassionprojekt finden Sie hier auf der Seite der Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg.

Hier einige kurze Auszüge aus den Reflexionsberichten verschiedener Schülerinnen und Schüler:

  • Vor diesem Praktikum hatte ich noch gar keine Erfahrungen im Bereich der sozialen Tätigkeit in einem Altersheim. Im Verlauf der Zeit im St. Antonius konnte ich tolle Erfahrungen sammeln, die meine Sicht- und Denkweise verändert haben. Ich sehe jetzt, wie unheimlich wichtig nicht nur pflegerische, sondern auch betreuerische Unterstützung in solchen Einrichtungen ist. Denn die Bewohner dort brauchen auch seelischen Beistand. Es war erschreckend zu sehen, wie hilfsbedürftig viele Bewohner sind. (…) Schlussfolgernd kann ich sagen, dass ich den Leuten, die diesen Beruf ausüben, sehr viel Respekt und Bewunderung entgegenbringe.
  • Ich wusste zuerst nicht recht, was ich von den 10 Tagen des Praktikums erwarten sollte, da meinerseits noch wenig Erfahrung im Umgang mit pflege-/ betreuungsbedürftigen Menschen vorhanden war. Von den Mitarbeitern vielleicht: Einführung in meine Tätigkeiten, Beantwortung meiner Fragen und freundliche Aufnahme für die zwei Wochen. Außerdem bin ich davon ausgegangen, selbst einiges beitragen zu können. Schon nach kurzer Zeit dort wurde mir klar, dass meine Erwartungen angemessen waren und sich auch bestätigen würden. (…) Lernen konnte ich so den Umgang mit behinderten Menschen (Konsequenz und Selbstbewusstsein sind da oft gefragt), was die Behinderungen unterscheidet und auch charakterisiert sowie einige Gebärden (Wochentage, gut, nein, ja, Wetter, Arzt, Auto,…). (…)
  • Ich bemerkte allmählich, dass auch wenn ich bei Weitem nicht alles richtig gemacht hatte, die Patienten sehr froh über meine Hilfe waren. Sie bedankten sich für alles und dass sie sich freuten gab mir so viel Positives zurück. Natürlich beschäftigten mich einige Fälle auch noch nach der Arbeit daheim. Dabei handelte es sich um eine Frau, die bereits unter Brustkrebs litt, nun auch noch Metastasen in der Lunge bekommen hatte. Die Ärzte konnten nichts mehr machen.
  • Nach Feierabend verließ ich das Krankenhaus wieder mit einem guten Gefühl, denn ich konnte den Patienten sowie den Krankenschwestern wenigstens ein klein wenig behilflich sein. Jeden Abend erzählte ich ganz stolz und sehr beeindruckt von allen Dingen, die ich an jedem einzelnen Tag dort erleben durfte.(…) In diesen beiden Wochen wurde mir bewusst, dass es uns alle treffen könnte, egal ob Demenz, Krebs oder andere Krankheiten und dass es dann Menschen geben muss die uns genau in diesen Situationen helfen. Die sozialen Berufe sind wichtig für uns alle, denn wir wissen nie was uns einmal später passieren wird.

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