Geographie-Leistungsfach auf Exkursion im hohen Norden

Mit Frau Kaifler und Herrn Brändle gingen wir mit dem Geographie-Leistungsfach auf fünftägige Exkursion nach Hamburg, um einige Schwerpunktthemen des schrifltichen Abiturs (Küste, Stadtgeographie, Globalisierung, Klima, Klimawandel, Wasser) zu vertiefen und geographische Geländemethoden vor Ort kennenzulernen.

Am Donnerstagmorgen trafen wir uns um 6.30 Uhr am Aulendorfer Bahnhof. Über Ulm ging es dann quer durch Deutschland in Richtung Norden. Auf der Fahrt passierten wir Mannheim, Frankfurt, Fulda und viele weitere Städte. Mit guten 2 Stunden Verspätung kamen wir dann in Hamburg an. Die gute Laune ließen wir uns jedoch nicht verderben.

Glücklicherweise konnte unsere geplante große Hafenrundfahrt auf Montag verschoben werden. Am frühen Abend fuhren wir mit der U-Bahn Richtung Hafencity und besuchten die Plaza der Elbphilharmonie, wo wir einen schönen Ausblick auf den Hafen, die Hafencity und die Elbe hatten. In der Abendstimmung nutzten wir die freie Fahrt auf den Elbfähren und fuhren ab den Landungsbrücken von St. Pauli über den Fischmarkt Richtung Villenviertel Blankenese und Hafen. Unterwegs wurden wir von einem riesigen Kreuzfahrtschriff, das gerade bei Flut aus dem Hafen auslief, überholt. Wieder an Land warfen wir kurz einen Blick in den alten Elbtunnel - ein Meisterwerk der Architektur Anfang des 19. Jahrhunderts. Er wird immer noch von Fußgängern und Radfahrern als Verbindung unter der Elbe genutzt. Unseren ersten Abend ließen wir dann in der Altstadt in einer Pizzeria ausklingen.

Am nächsten Tag haben wir am Morgen eine geographische Stadtführung bekommen. Der Treffpunkt war an der Binnenalster, wo wir zu Beginn einen Einblick über Hamburg und die aktuelle Stadtlage bekommen haben. Während der Führung waren wir in jeweils verschiedenen Stadtteilen unterwegs. Wir lernten neben dem historischen Hamburg an der Alster - der heutigen City mit kaum Wohnbevölkerung - und der Innenstadt um Rathaus und Mönckebergstraße die neue Hafencity, die alte Speicherstadt (UNESCO-Welterbe) und das Villenviertel Harvestehude kennen, das in den 60er Jahren heruntergekommen war und anschließend gentrifiziert wurde. Geendet hat die Führung bei den ersten Hochhäusern in Deutschland - den Grindelhochhäusern. Die Führung fanden wir sehr interessant, da wir das Thema Stadtgeographie noch nicht behandelt haben. Dennoch hatten wir einen schönen und umfassenden Eindruck über die Stadt bekommen und Besonderheiten wie die fehlende "echte" Altstadt, die durch den großen Brand vernichtet wurde, die Auswirkungen der Choleraepidemie mit dem Abriss der Gängeviertel und die Diskussionen und Problematik um die neue Hafencity kennengelernt.

Nach einer kurzen Pause ging es dann weiter für uns mit einer interaktiven Ausstellung in der Zentrale von Greenpeace. Zuerst bekamen wir ein paar Einblicke, was Greenpeace allgemein zu seinen Aufgaben gemacht hat, aber auch aktuelle Projekte und Kampagnen an denen Greenpeace arbeitet. Danach bekamen dann die Aufgabe mit Hilfe der interaktiven Ausstellung Ideen zu sammeln, was wir in unserem Alltag gegen den Klimawandel tun können. Die Ausstellung war mit Fokus auf die Verschmutzung der Weltmeere gestaltet. Man konnte spielerisch Neues erfahren und sich so seiner Rolle in Zeiten des Klimawandels bewusst werden, z.B. konnte man ein sechsseitiges Würfelpuzzle lösen, um die enthaltenen Informationen zu entschlüsseln oder mit einer Magnetangel nach Meerestieren aus Holz fischen, die ebenso interessante Informationen auf sich geschrieben hatten. Seine Erfolge wie das z.B. Walfangverbot und andere umweltschutztechnische Richtlinien waren auf großen Bannern zum Herunterdrehen.

Am Ende haben wir uns für eine Reflexion mit allen von uns gefundenen Punkten zusammengesetzt und selbstverständlicherweise konnte man hier, wie auch während dem gesamten Besuch bei Greenpeace, zu jederzeit Fragen stellen. Am Ende unseres Besuches hatten wir alle viel Neues gelernt und in gewissem Umfang ein besseres Verständnis für unsere Rolle in Zeiten des Klimawandels und für verschiedene Akteure im politschen Diskurs über den Klimawandel bekommen. Interessant war auch zu sehen wie Greenpeace in seinen Aktionen zu Fridays for future oder der letzten Generation steht.

Am Samstag morgen mussten wir früh aufstehen, denn es ging um 6.30 Uhr mit dem Zug an die Nordsee nach Cuxhaven. Als wir ankamen sind wir bepackt mit unserem Proviant an den Deich spaziert und haben uns auf unsere Wattwanderung mit dem Führer Ingo vorbereitet. Mit einer Gruppe von etwa 15 Leuten sind wir auf dem Deich gestartet und haben zuerst eine kleine Einweisung bekommen wie man sich im Watt verhält etc. Als wir ein Stück im Watt unterwegs waren, wurde das windige Nordseewetter spürbar, welches man hinter dem Deich nur flüchtig abbekommen hatte. Also Windjacke anziehen und weiter ging’s. Ingo hat uns viel über die Lebewesen im Watt und die Gezeiten erzählt und wir haben sogar einen lebenden Wattwurm zu Gesicht bekommen. Nach ca. 1h kam die Flut und wir sind gemeinsam mit dem Wasser zurück an Land gelaufen. Als das Wasser wieder zurückkam wurde uns bewusst wie schnell dies geht und dass man allein im Watt als unerfahrener Tourist sehr schnell aufgeschmissen gewesen wäre.
Leider wurde unser Besuch im größten deutschen Offshorehafen in Cuxhaven kurzfristig abgesagt. Hier hätten wir mehr über den Wirtschaftsstandort Cuxhaven und die Verschiffung der Windkraftanlagen erfahren. Nach unserer Wattwanderung hatten wir dann eine kleine Mittagspause und anschließend sind wir anstelle des Hafenbesuchs ca. 1h am Deich entlang in Richtung des Wattenmeer-Besucherzentrums gewandert. Unterwegs zum Besucherzentrum sahen wir die Salzwiesen der Schutzzone des Naturparks und analysierten die Herkunft der Nordseebesucher über die Autokennzeichen vor den teuren Ferienwohnungen - zwei Zimmer kosten am Strand 900.000 Euro. Im Besucherzentrum wurde man sehr gut und allgemein über den Lebensraum und Funktionen des UNESCO-Weltkulturerbes Wattenmeer aufgeklärt. Da in diesem Zentrum die Fakten sehr anschaulich und verständlich präsentiert wurden, fiel es uns allen leicht viel Information von diesem besonderen Tag an der Nordsee mitzunehmen. Als wir um ca. 18:30 zurück in Hamburg und auch in unserem Hostel angekommen sind, ging es für uns noch weiter ins Schanzenviertel. Dort haben wir noch sehr lecker gegessen und den Abend entspannt ausklingen lassen.

Sonntag, 1. Oktober 2023:

Am 4. Tag unserer Exkursion fuhren wir an die Ostsee. Trotz Schienenersatzverkehr und vielen Umstiegen sind wir gut in Travemünde angekommen. Vom Bahnhof ging es für uns 15 min mit dem Bus weiter an die Küste. Als wir ankamen schickte Herr Brändle uns ein Geocaching-Rätsel mit Koordinaten und Kartenarbeit, das uns weiter zur Küste führte, wo unsere Küstenführerin bereits auf uns wartete.

Die Führung am Brodtener Steilufer, das 15-20m hoch ist, begann am letzten Haus eines ehemaligen Dorfes, welches es aufgrund der abbrechenden Steilküste nicht mehr gibt. Die Küste wird seit 7000 Jahren zurückverlagert, aktuell pro Jahr mit ca. 1m und an manchen Stellen schon bis zu 200m. Anhand von verschiedenen Karten erklärte uns die Geologin die Geschichte der Küste. Nicht die Gezeiten wie an der Nordsee führen hier zu wechselndem Wasserniveaus, sondern der Windschub sowie die tektonischen Veränderungen nach dem Abschmelzen der Gletscher in Skandinavien nach der letzten Eiszeit.

Um die Steilküste und die verschiedenen Gesteinsschichten von unten zu sehen, gingen wir eine Treppe, nicht weit weg von dem Haus hinunter und gelangten an den Strand. Von dort aus konnten wir die verschiedenen Schichten genauer betrachten, während die Küstenführerin uns erklärte, wie die Schichtung zu Stande kommt und aus was die Schichten bestehen. Mit geologischen Methoden überprüften wir die Tonschicht.

An dem Strand lagen sehr viele verschiedene Steine, die aus der letzten Eiszeit dort abgelagert wurden. Wir sammelten unterschiedliche Steine und anhand dieser Steine erklärte sie uns wie man ein Gestein richtig bestimmt und was das Besondere ist. So überprüften wir mittels Geologenlupe, Salzsäure und Kratztest am Spiegel Härte, Textur, Kalkgehalt, Körnung und ob das Gestein Minerale oder Kristalle aufwies. Dadurch konnte man erkennen wie viele verschiedene Steinarten im Laufe der Jahre angespült wurden. Einige Magmatite entstanden schon vor 10 Millionen Jahren in der kambrischen Explosion. Ebenso fanden wir z.B. Feuersteine und Sedimentgesteine wie Sandstein und Metamorphite (Gneis) aus Skandinavien und kugelige Kalkschwämme.

Direkt neben uns konnten wir auch große Steine am Abhang des Kliffs sehen, die dem Küstenschutz dienten. Ein Bauer hatte sie dahin gelegt, um seine Felder zu schützen. Die Thematik des Küstenschutzes und die Interessen verschiedener Akteure waren ebenfalls ein Thema. Wenn im Nachbarort Timmendorfer Strand jährlich der Strand neu mit Sand instand gehalten wird, so müsse dies auch für die Nachbarorte gelten. Nach der Führung wanderten wir am Strand vorbei zurück zum Bahnhof. Das Geocaching konnten wir nicht zu Ende bringen, weil wir dafür in die andere Richtung hätten gehen müssen. Am Ende fing es leider auch stark an zu regnen, weswegen wir schnell wieder zurück nach Hamburg fuhren, wo wir den Abend selbst gestalten durften.

Unser letzter Tag in Hamburg:

Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück in unserem Hostel haben wir drei umliegenden Straßen unter stadtgeographischen Gesichtspunkten kartiert. Anschließend fuhren wir zum Wasserforum Hamburg, um dort mehr über die Geschichte der Wasserversorgung und der Klärwerke zu erfahren. Nach dem großen Brand 1842 und der verheerenden Choleraepidemie 1892 aufgrund der miserablen hygienischen Zustände in den Gängevierteln während der Industrialisierung, wurde in Hamburg die erste moderne Wasserversorgung in Europa gebaut - zuerst mit Elbwasser und später mit Grundwasser. Der Schutz der Wasserversorgung vor Sturmfluten, Veränderungen durch den Klimawandel mit Wasserüberschuss bei Starkregen und Wassermangel in Dürrezeiten und die Aufbereitung der Abwässer (Stichwort Medikamentenrückstände, etc.) sind aktuelle Herausforderungen mit denen die Wasserversorgung konfrontiert ist.

Anschließend haben wir eine eindrucksvolle Hafenrundfahrt im Containerhafen gemacht und interessante Informationen über den Handel bzw. zum Thema Globalisierung bekommen. Ein Containerschiff mit über 400m Länge, knapp 60m Breite und 20.000 Containern wurde gerade an den riesigen Hafenanlagen entladen. Aber auch Polizeischiffe, Marineschiffe, Yachten, Kreuzfahrtschiffe und Segelschiffe lagen im Hafen. Die von der Flut elbaufwärts transportierten Schlickmassen müssen von Saugschiffen immer wieder abgesaugt und abgebaggert werden. Nur zweimal am Tag können die riesigen Kreuzfahrt- und Containerschiffe mit der Flut in Hamburg anlanden oder abfahren - ansonsten müssen sie trotz der diskussionswürdigen Elbvertiefung (mittlerweite bei 14,50m) vor der Elbmündung im Nationalpark Wattenmeer bei Cuxhaven auf die Einfahrt bei Flut warten. Ein riesiger Standortnachteil gegenüber den Konkurrenzhäfen in Antwerpen und Rotterdam.

Dann mussten wir leider wieder den langen Heimweg antreten. Dieses mal aber mit weniger Verzögerung der DB :) Nach 12 Uhr nachts sind wir in Aulendorf wieder angekommen. Wir sagen dem Freundes- und Förderkreis herzlichen Dank für die Unterstützung unserer Exkursion.

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